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Die 5-Minuten-Regel für das Urheberrecht

Netzpolitische Debatten scheinen sich in letzter Zeit immer nur um ein Thema zu drehen – dem Urheberrecht. Ob nun ACTA oder andere Abkommen – netzaffine Bürger führen immer wieder an, dass die vor über 100 Jahren geschaffene Rechtslage nicht mehr alltagstauglich sei. Doch seit Monaten drehen sich die Debatten im Kreis und die geistigen Mauern zwischen Industrie, Verlagen und Politik sowie Kreativen, Künstlern und Piraten auf der anderen Seite erhöhen sich stetig. Der Medienlotse hat darauf keine Lust mehr und stellt nun seine eigene Lösung für den Dauerstreit vor. 

http://www.flickr.com/photos/stephen_downes/2411538154/sizes/m/in/photostream/

Ironie oder Absicht? Unter dem Label "Copyright" werden Kopiermaschinen vertrieben!

Daten sind allgegenwärtig
Noch vor wenigen Jahren war es absolute Grundvoraussetzung, einen Laden oder Geschäft zu betreten, um ein Produkt zu kaufen. Klar, damals gab es auch schon Kataloge, doch wenn der Postmann klingelte, brachte er Sachen, die man auspacken und anfassen konnte. In unserer virtuellen Welt hat sich das Verhältnis zu Produkten allerdings radikal geändert. Die Dinge liegen nun nicht mehr nur physisch (als Videokassette), sondern eben auch als digitale Datei vor. Anbieter derartiger Dateien haben gegenüber herkömmlichen Kaufmannsläden viele Vorteile: Sie brauchen kein Lager und selbst ein riesiges Angebot lohnt sich durch den Long-Tail-Effekt. Die Vernetzung im Internet und die Klugheit der Nutzer erlaubte es schnell auch technisch weniger bewanderten Gruppen, über Tauschbörsen virtuelle Daten kostenlos zu erwerben – sehr zum Leidwesen der Film- und Musikindustrie, die neben Verlagen noch am vehementesten auf die Einhaltung des herkömmlichen Urheberrechts pochen.

Ein Lösungsvorschlag
Das als Online-Buchhändler gestartete Unternehmen Amazon ist mit dem Kindle und der Digitalisierung ganzer Bibliotheken derzeit der größte Game Changer auf dem Markt der Daten. Warum gehen wir diesen Weg also nicht weiter und konzentrieren uns auf das was wir können – technische Lösungen bauen, anstatt sich in endlosen juristischen Debatten zu verkeilen. Das herkömmliche Urheberrecht wird einfach um die „5-Minuten-Regel“ erweitert. Dies bedeutet nichts anderes, als das jedes virtuelle Gut – ob nun Musik, Film, Text – im ersten Schritt kostenlos und barrierefrei genutzt werden darf. Die Urheber können frei darüber entscheiden, wie lange die Dateien auf den Geräten der Nutzer kostenlos nutzbar sind – bei einem Hollywood-Blockbuster vielleicht die ersten fünf Minuten eines Films oder nach dem Durchhören eines kompletten Musikalbums. Erst dann können die Urheber von den Nutzern ein Entgelt verlangen.

Die Zukunft
Die 5-Minuten-Regel wäre eine konsequente Fortführung der bisherigen Entwicklungen im Urheberrecht und im Wesen des Internets. Es ist unbestritten, dass wir mittlerweile in einer Aufmerksamkeitsökonomie leben – über Nacht entstehen Stars bei YouTube. Die Regel ermöglicht nicht nur dem kreativen Nachwuchs, im Konzert der Großen mitzusingen und eine Nische zu finden, sondern erhält die Einnahmeseite für die bisherigen Rechteverwerter. Aber auch diese müssen sich dem Wettbewerb im Netz stellen und attraktive Inhalte schaffen. Wenn sich eine Regionalzeitung hinter einer PayWall verschanzt und neben überregionalen Agenturmeldungen nur ein paar lokale Nachrichten zusammenstoppelt, die ganz ähnlich auch in regionalen Blogs stehen – dann ist die Zukunft vorprogrammiert.

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