Wie kann ich wissen, was ich weiß? Und was ist überhaupt Wissensmanagement? Der Medienlotse klärt auf, warum lebenslanges Lernen immer wichtiger wird und wie sich Wirtschaft und Bildungssystem wandeln müssen, um den Wissensmarkt auch in Zukunft am Leben zu erhalten.
1. Wissen bleibt Macht!
In Zeiten erodierender Institutionen (Politik, Medien, Wirtschaft) wird es für den Einzelnen immer wichtiger, einen Echtzeit-Zugang zu aktuellen und validen Informationen zu haben. In der „guten alten Zeit“ reichte es noch, sich in den Ohrensessel zu betten, die Pfeife anzuzünden und genüsslich die Tageszeitung durchzuarbeiten. Die Menschen des 21. Jahrhunderts haben hingegen deutlich mehr Möglichkeiten, um an Informationen zu kommen: RSS-Feeds, das Twitter-Sonderkorrespondentennetzwerk oder die tagesschau-App liefern heute die News auf Bildschirm und Smartphone. Das Mehr an Auswahl bedeutet jedoch auch wachsende Verantwortung des Einzelnen. Zwar versprechen auch im Nachrichtengeschäft Marken (Reuters, dpa, ZDF) Orientierung, doch reicht eine Fokussierung auf diese Dienste noch längst nicht aus. Die Aufstände im Nahen Osten und die Jugendproteste in Spanien haben gezeigt, dass Onlinedienste hier oftmals direkter berichten als die klassischen Medien. Wissensmanagement hilft Unternehmen und Individuen in vergleichbaren Fällen. Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben (gegenüber der Konkurrenz / am Arbeitsmarkt) ist es nötig, Zugang zu entsprechenden Ressourcen (via Internet, Datenbank, Magazin-Abo oder Bibliotheken) zu haben und diese entsprechend einzuordnen.
2. Wissen erodiert
Der Standort Deutschland ist arm an Ressourcen und deshalb darauf angewiesen, von seinen geistigen Grundlagen zu zehren. Nicht erst seit Pisa ist der breiten Öffentlichkeit bekannt, dass Deutschland auf dem internationalen Wissensmarkt an Boden verloren hat. Schon jetzt wandern deutsche Nobelpreisträger lieber in die USA aus, weil die dortigen Universitäten und Forschungsreinrichtungen bessere Bedingungen als hierzulande bieten. Weitaus gefährlicher für die Wissensnation ist jedoch der demographische Wandel. Wenn in einigen Jahren die geburtenstarken Jahrgänge das Arbeitsleben verlassen, geht mit ihnen nicht nur Erfahrungsreichtum, sondern auch wertvolles Wissen über Prozesse, Netzwerke und Beziehungen in den Ruhestand. Zwar ist es richtig, dass sich das Wissen der Weltgesellschaft mittlerweile alle vier bis fünf Jahre verdoppelt. Aber wer bis zur gesetzlichen Altersgrenze noch im Arbeitsleben aktiv war, wird ein Lied davon singen können, welche neuen Fähigkeiten Arbeitnehmer im Laufe ihrer beruflichen Karriere aufnehmen müssen. Nicht nur Großkonzerne, sondern auch KMU sollten sich also beizeiten um Wissenserhalt zu bemühen. Auch hier kann Wissensmanagement sinnvolle Hilfestellungen bieten.
3. Wissen ist (kulturelles) Kapital
Derzeit leisten wir uns den Luxus, eines der selektivsten Schulsysteme weltweit zu haben. Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind es Kinder von Akademikern, die zunächst das Abitur und dann auch den Studienabschluss erreichen. Wer allerdings Pech hatte, fristet mit seiner falschen Studienplatzwahl (alles außer BWL) ein Dauerdasein in der Generation Praktikum. Dessen ungeachtet stellt sich der Arbeitsmarkt für Unternehmen derzeit wie im Schlaraffenland dar. Immer noch melden sich Hunderte von Bewerbern und Bewerberinnen auf Stellenausschreibung und oftmals wird genau der Kandidat oder die Kandidatin ausgesucht, der den Job bei Wettbewerber XY schon ausgefüllt hat. Doch schon in wenigen Jahren wird dieser paradiesische Zustand der Vergangenheit angehörigen. Wenn wir als Gesellschaft nicht anfangen, Wissen als (kulturelles) Kapital zu verstehen, wird die Exportnation Deutschland in Schwierigkeiten kommen. Unternehmen könnten schon heute mit Wissensmanagement Kandidaten mit großem Potenzial erreichen, ohne diese aufwändig durch unsinnige und Uniformität fördernde Assessment Center zu schicken. Dafür müssten allerdings die Vorstellungen „vom richtigen Abschluss an der richtigen Uni“ entsorgt werden. Wissen ist nämlich mehr als nur ein Abschluss. Erst die richtigen Organisationsformen und ein nachhaltiges Wissensmanagement sorgen nämlich dafür, dass sich Potenziale ungehindert entfalten können.