Soziale Medien haben die Kommunikation revolutioniert. Schon jetzt gibt es Firmen, die auf Crowdsourcing setzen und ihre Kunden bei Entwicklung, Design oder Verbesserung von Produkten mittels Internetangeboten einbinden. Um auch in Zukunft Unternehmen angemessen beraten und mit aussagekräftigen Zahlen beliefern zu können, macht sich auch die Trend- und Marktforschung Gedanken über ihre künftige Ausrichtung. Der Medienlotse hatte Gelegenheit, auf Einladung von Trendquest in der wunderbaren Warburg-Bibliothek beim Zukunftsfrühstück einmal den Gedanken der Experten zu lauschen. Und Social Media spielte natürlich auch eine Rolle.
Organisator und Trendquest-Gründer Walter Matthias Kunze eröffnete den Dreiklang von zehnminütigen Impulsvorträgen mit einigen generellen Überlegungen zum Status quo bei Trend- und Marktforschung. Frappierendes Beispiel für die Problematik, dass immer mehr Studien mit diametral unterschiedlichen Ergebnissen auf den Markt kommen, ist sicherlich die Posse um den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg: Während auf Bild.de die User für einen Rücktritt votierten, hievte die Bild-Zeitung die Pro-KT-Ergebnisse einer kostenpflichtigen Telefonumfrage ins Blatt. Trendforscher stehen zudem vor der Herausforderung, ständig neu herauszudistillieren, was nun Modeerscheinung, Hype oder Megatrend ist. Kunze erläuterte, dass Menschen für Trends sorgen und am Ende alles wieder auf die vier Grundtrends Nahrung, Fortpflanzung, Sicherung des eigenen Territoriums und soziale Kontakte hinausläuft. So gesehen ist der steinzeitliche Faustkeil bereits ein allererstes Trend-Tool. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung berichteten Alper Aslan von ipsos über den Mafo-Alltag und Michael Lamprecht über Trendzyklen in der klassisch-industriellen “old economy”.
Im Verlauf der anschließenden angeregten Diskussion zwischen Marktforschern, Trendsoziologen und Unternehmensvertretern wurde schnell deutlich, dass Social Media auch in diesem Bereich künftig eine immer größere Rolle spielen wird. Die technische Entwicklung wird die Institute schon sehr bald in die Lage versetzen, mittels einer Mafo-App am Point of Sale vor, während oder nach einer Kaufentscheidung zu befragen. Durch Incentivierung und Kollaboration mit Lokalisierungsdiensten wie Foursquare oder SCVNGR könnte so schnell eine breite Akzeptanz herbeigeführt werden. Damit dürften gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, denn die Unternehmen sind vor allem daran interessiert, Lead User oder Experten zu identifizieren, die andere Kunden anleiten, animieren oder auf Produkte aufmerksam machen. Der Weg bis zum Social Marketing dürfte dann nicht mehr weit sein. Der Medienlotse würde es nämlich begrüßen, Werbebotschaften auf Basis seiner echten Interessen und nicht bloß aufgrund der Zugehörigkeit zu einer groben demographischen oder geographischen Gruppe zu erhalten.