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Warum ich mich wie ein Krautreporter fühle

Nein, ich mache nicht mit bei dem heißesten Scheiß, denn die deutsche Netzgemeinde in Sachen Journalismus derzeit im Internetz auf die Beine zu stellen versucht. Dennoch fühle ich mich als Teil von ihnen – zumindest was das Bashing angeht. Ob das eine typisch deutsche Eigenart ist, wie Henning Groß behauptet, sei mal dahingestellt. Auch ich habe immer noch meine Zweifel, ob eine laute Buschtrommel und ein paar bekannte Gesichter am Ende dafür reichen, um knapp eine Million Euro für Texte und Themen einzusammeln. Aber auch ich wurde gedisst, und das kam so:

Seit 2012 schreibe ich auf dem NextMediaBlog und versuche als Einzelkämpfer, zwei Texte pro Woche aus den Themenbereichen Crossmedia, Social Media und Storytelling zusammenzustellen. (Damit leiste ich nicht nur das Doppelte an Output der Krautreporter, sondern verdiene auch noch fast exakt genau die Hälfte, aber das nur nebenbei). Mein Partner sind sowohl die Senatskanzlei Hamburg, die das Projekt zusammen mit Hamburg@work e.V. treibt, als auch zwei betreuende Agenturen (PR/Social). Im April erfuhr die „alte“ Medieninitiative Hamburg@work einen Relaunch – passenderweise unter dem Namen nextMedia.Hamburg. Seitdem liegt fühlbar mehr Aufmerksamkeit auf dem Thema, immer mehr Leute nutzen den Twitteraccount, den ich ebenfalls seit knapp zwei Jahren in Eigenregie betreue. Jetzt erschien bei Deutsche Startups eine zweiteilige Serie zur neuen Initiative – und im ersten Teil ging es um die neue Website und natürlich auch das Blog.

Die Autorin Elke Fleing zitiert hierzu ausschließlich Heike Scholz – bekannt durch Mobile Zeitgeist und auch schon mal Gast auf einer meiner Veranstaltungen mit dem Social Media Club Hamburg: „Das Blog habe ich noch nicht wirklich intensiv verfolgt, fand es meist eher etwas langweilig oder anders ausgedrückt, mir fehlte meist die ‘Hamburg-Relevanz’. Vom Blog der nextMedia.Hamburg würde ich mir mehr Lokalkolorit, mehr persönliche Artikel aus der Stadt wünschen und weniger die professionell durchgeführten, glatten Interviews mit ansässigen Großunternehmen.”

Das sitzt – und zwar aus mehreren Gründen – und lässt mich ansatzweise nachempfinden, wie sich die engagierten Damen und Herren Krautreporter seit der vergangenen Woche fühlen müssen. Anders als die Autorin hat das nextMedia.Hamburg-Blog kein Backoffice oder einen etablierten Namen, bei dem sich die Interviewpartner schon von alleine ins Achtung stellen. Was die Damen nicht wissen können: Zu Beginn wünschten meine Auftraggeber ausdrücklich, dass Ganze solle eben nicht an den Toren Harburgs enden, sondern über den engen Hamburger Tellerrand hinausgehen. Aufgrund der finanziellen Ressourcen bot es sich aber an, die vielen Veranstaltungen in Hamburg zu nutzen, um in deren Umfeld mit internationalen Speakern Interviews zu machen.

Und das „glatte“ Interview mit dem Großunternehmen hätte ich gerne auch anders geführt – aber Abstimmungen in Konzernen dauern nun mal ewig lange und ich kann es mir als Freelancer auch absolut nicht leisten, von einem einzigen Kunden wie nextMedia.Hamburg abhängig zu sein. Das bedeutet dann eben, dass ich viele Interviews nur telefonisch und nicht von Angesicht zu Angesicht führen kann. Dass es auch anders geht, zeigen gerade die gehätschelten Hamburger Startups. Eine Mail, ein Anruf und ich hatte das Interview mit Panos Meyer von flying im Sack – und das ist – ganz unbescheiden – eines der besten, was jemals auf dem Blog lief. (Das liegt aber auch immer an den Gesprächspartnern, nicht immer nur am Interviewer)

Insgesamt ist der Artikel aber nicht böswillig, der Initiative werden gute Ansätze bescheinigt. Wenn jedoch bemängelt wird, dass die Website nicht so ganz überschaubar sei und man nicht genau wisse, wer wofür zuständig sei, erwarte ich auch, dass die Hausaufgaben gemacht werden. Soweit ich inhaltlich vollumfänglich für den Artikel verantwortlich bin, zeichne ich diesen auch, Interviews sind grundsätzlich von mir. Und ein einfaches Googlen meines Namens führt schon beim ersten Treffer auf diese, meine eigenen Seiten. Und wer sich selbst bescheinigt, schnell zu begreifen, wird wohl auch zum Kontakt-Bereich oder Impressum finden (auf Twitter geht natürlich alles noch schneller).

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