Wer in Deutschland über Zukunft redet, spricht schnell von der Digitalisierung (Digitalization). Die englische Sprache kennt aber auch noch die Digitization – zu Deutsch: Digitalisierung. Beide Begriffe drehen sich zwar „irgendwie“ um die digitale Welt, beschreiben jedoch völlig unterschiedliche Aspekte der digitalen Welt. Der Medienlotse klärt auf.
Die Erklärung
Kurz zusammengefasst, handelt es sich bei der Digitization um die Umwandlung von analogen Informationen (Objekte, Bilder, Töne, Dokumente oder Signale) in ein numerisches beziehungsweise maschinenlesbares Format. Im Laufe der Zeit wurden aus den „Umwandlungen“ eigene Formate – beispielsweise MP3, PDF oder Word. Wir alle nutzen bei der Arbeit und in der Freizeit täglich unzählige dieser Anwendungen. Darauf aufbauend beschreibt die Digitalization die (Weiter-) Entwicklung eines bestehenden Geschäftsmodelles unter Nutzung digitaler Technologien (Internet, Algorithmen, Blockchain) hin zu einem digitalen Business. Ziel ist die Generierung neuer Umsatz- und Wertsteigerungschancen. Firmen wie Microsoft, Apple und auch Google haben es beispielsweise geschafft, rund um die oben erwähnten Digitization-Formate eigene Digitalization-Geschäftsmodelle entstehen zu lassen (beispielsweise Abo- oder Pay on Demand-Modelle).
Zusammengefasst lässt sich feststellen, dass die Digitization die Digitalisierung von Daten meint, die Digitalization das digitalisieren von Geschäftsmodellen.
Der Status Quo in Deutschland
Initiativen wie das Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum zeigen, dass der deutsche Mittelstand bei der Digitalisierung gerade mal im Feld Digitization halbwegs gute Ergebnisse vorzuweisen hat: Putzkräfte müssen die Uhrzeiten ihrer Reinigung dann nicht mehr auf Papierzetteln vermerken, sondern können das bequem per vorinstalliertem Screen oder mitgeführten iPad erledigen. Was jedoch dem Handwerksbetrieb um die Ecke oder dem Logistik-Mittelständler am Stadtrand völlig fehlen, sind genuin neue digitale Produkte oder Geschäftsmodelle. Geschichten wie die von Heidelberger Druck – Umsatzeinbußen durch das Internet, Finanzkrise, Staatshilfen und nun Turnaround durch Digitalization sind leider noch die große Ausnahme.
Auch mit der derzeit vielfach beachteten Blockchain-Technologie ist die Digitalisierung kein Selbstläufer. Zwar lassen sich auch hier schnelle Digitization-Erfolge erzielen, wie etwa im Hansebloc-Konsortium, welches die bisher heterogenen Daten zu Transportgütern künftig digital, automatisch und fälschungssicher erfassen will. Insgesamt steckt die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle mit Blockchain (Digitalization) aber global gesehen noch in den Kinderschuhen.
Potenziale und Lösungen
Die Digitalisierung lässt sich nur schwer aus dem Tagesgeschäft heraus bewältigen. Deshalb setzen manche Firmen auf eigene Spin-Offs oder Inkubatoren, arbeiten wahlweise mit Accelerator-Programmen zusammen oder investieren in hoffnungsvolle Startups. Schlimmstenfalls bleibt die Digitalization damit aber immer noch vor der Tür – in schicken Labs in hippen Metropolen. Und am Stammsitz geht alles seinen gewohnten Gang – bis zum großen Knall. Wichtiger wäre es, wenn sich auch das Kernteam einer jeden Firma in Klausur begäbe und sich die Zeit nähme, die Digitalisierung verstehen zu wollen. Angebote gibt es dafür genug – von der Good School bis hin zu Logistik-Firmen wie Imperial, die nun selbst Google Design Sprints mit ihren Kunden veranstalten. Der Medienlotse unterstützt mit seiner Digitalkompetenz bei Projekten und Transformationsvorhaben.
Fatal wäre es jedoch, wenn die Digitalization Chefsache bliebe oder nur von neuen beziehungsweise jungen Beschäftigten ins Unternehmen getragen wird. Ohne einen grundlegenden kulturellen Wandel beim Wirtschaften dürfte der Kraftakt der Digitalisierung zwischen Alpen und Nordsee nur schwer gelingen.
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