Suche
Suche Menü

7. Kapitalmarktkonferenz: Innovationstreiber Blockchain!

Aufmerksamen LeserInnen wird es gleich aufgefallen sein: Anstelle des Fragezeichens wie im Konferenztitel wurde für die Überschrift ein Ausrufezeichen gewählt. Warum? Eines wurde auf der 7. Kapitalmarktkonferenz des Finanzplatz Hamburg e. V. deutlich: Es wird nicht mehr diskutiert, ob die Blockchain Innovationen bringt, sondern nur noch wie tief und weitgehend diese sein werden. Der Medienlotse erklärt, wieso.

Den Auftakt im Vortragsreigen machte Jannis Holthusen von Upchain. Seine Firma kümmert sich um Blockchain-Implementierungen und ist darüber hinaus häufig Gast auf erklärenden Panels. Der ehemalige Banker erläuterte in seinem Vortrag die Grundzüge von Blockchains – ohne jedoch dezidiert auf die technischen Innovationen oder einzelne Elemente einzugehen. Eher schnell landete Holthusen dann bei Smart Contracts und entwarf gegen Ende seines Vortrages dann ein Szenario, bei denen es den meisten Gästen gegruselt haben dürfte: „Wie wäre es, wenn wir alle gar kein Bankkonto mehr hätten, sondern stattdessen die Blockchain nutzen würden?“, fragte der Gründer.

Dr. Ingo Fiedler, Leiter des Blockchain Research Lab an der Uni Hamburg und „Vater“ gleich mehrerer aktuell entstehender Doktorarbeiten, knüpfte in seinem Vortrag daran an und konzentrierte sich ausschließlich auf die positiven Seiten der Entwicklung. So könnten Nanopayments journalistischen Angeboten endlich ein tragfähiges Geschäftsmodell an die Hand geben, wenn Nutzer sich nicht mehr für jede Paywall einzeln anmelden müssen, sondern das Browsqerplugin zum Monatsende die gelesenen Artikel oder dafür aufgewendeten Sekunden an die Urheber rückvergütet. Weit darüber hinaus geht die Machine Based Economy, etwa wenn ein selbstfahrendes Taxis ein Fahrtenbuch führt, Abrechnungen tätigt und sich eigenständig zur Inspektion in der Werkstatt eincheckt. Bis das jedoch Alltag wird, vergehen laut dem Wirtschaftsrechtler allerdings noch zwischen zehn und 20 Jahre.

Dr. Michael Merz von Ponton läutete den praktischen Teil der Veranstaltung ein. Im Winter vergangenen Jahres hatte seine Firma mit Enerchain den ersten Energiehandel über eine Blockchain simuliert, nun sollen im vierten Quartal 2017 die ersten Live Trades laufen. Zum Konsortium gehören u.a. Firmen wie RWE und ARGE Netz. „Blockchain kann dabei helfen, von den bisher fünf Schritten, die für den Weg von der Produktion zu den Verbrauchern benötigt werden, auf zwei zu reduzieren“, sagte Merz. Überhaupt sind Kosteneinsparungen – neben einem Plus an Sicherheit – für viele Unternehmen derzeit der Hauptgrund, um sich mit der neuen Technologie zu beschäftigen. Dabei ist vielen jedoch noch nicht unbedingt klar, welche Potenziale für neue Anwendungen und Geschäftsmodelle darunter schlummern.

Zum Schluss durfte der regulatorische Blick auf die Blockchain natürlich nicht fehlen: Jan Paulick kümmert sich bei der Bundesbank u. a. um Zahlungsverkehre und betonte in seinem Eingangsstatement, dass viele seiner Kollegen die Cryptowährung Bitcoin zwar kritisch sehen (u.a. wegen der Volatilität und dem vergleichsweise geringen Marktvolumen), die dahinter liegende Technologie aber hochspannend sei. Um sich nicht nur akademisch mit dem Thema auseinanderzusetzen, baute die Bundesbank zusammen mit der Deutschen Börse einen Prototypen, bei der mittels Blockchain digitales Zentralbankgeld und Bonds ausgegeben wurden. Allerdings verstehe man sich in Frankfurt weniger als Innovationstreiber, sondern als Autorität und vertrauensfördernde Instanz, die die neuen Entwicklungen überwachen und verstehen möchte.

Fazit: Blockchain gewinnt weiter an Relevanz – das sahen auch 48% der Anwesenden vollständig und 34% teilweise so. Es bleibt spannend, ob Blockchain wirklich schnell Mainstream wird und unsere Zukunft eine Peer2Peer-Gesellschaft ist, in der unsere Daten und Aktionen zu Werten werden oder ob Blockchain lange ein Nischenthema für einige Branchen bleibt.

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.