Das lange Warten auf die Premiere des „Hamburg Blockchain Meetup“ in den Räumlichkeiten der IT-Beratung „Netlight“ hat sich gelohnt. Nicht nur bildeten die Teilnehmenden einen guten Querschnitt der aktiven Blockchain-Szene in der Hansestadt ab, auch Referent Michael Platt, der seit 23 Jahren für Microsoft als Softwareingenieur arbeitet, wusste mit seinem Vortrag zu überzeugen. Der Brite konzentrierte sich dabei auf Blockchain-Anwendungen in der Business-Welt.
Nach einem kurzen Überblick zur Funktionsweise der Blockchain widmete sich Platt möglichen Innovationspfaden bei der weiteren Blockchain-Entwicklung. Dazu zählen neben der Skalierbarkeit (etwa größere Blocks oder der Übermittlung von weniger Transaktionsinformationen), auch Sharding (Nodes bearbeiten nicht mehr alle Transaktionen, sondern nur noch einen fest zugewiesenen Teil), Light Clients (User-Anwendungen, die nicht als Full Node agieren müssen) und Offchain-Hashing (wie bsp. beim IOATA-Token).
Im Laufe der Veranstaltung erwies sich Platt als kein großer Freund der aktuellen Smart-Contract-Diskussionen: „Ich würde in einem Smart Contract nur dann Code ablaufen lassen, wenn es absolut nötig ist“. Stattdessen sei es sinnvoller, durch Software vorab zu checken, welche Daten in einen Smart Contract einfließen (ich würde es sehr begrüßen, wenn mein Cloud Mining Anbieter dieses einführen würde; d. Verfasser). Technisch ausgereifter ist hingegen die „Quorum Blockchain“ von JP Morgan, die ebenfalls auf Microsofts Azure Cloud-Computing-Plattform verfügbar ist. Quorum greift bereits auf Proof-of-Stake-Algorithmen zurück und erfährt derzeit im Blick auf Businessanforderungen Weiterentwicklungen, die über die öffentliche Ethereum-Blockchain hinausgehen.
“Viele reden drüber, aber nur wenige befassen sich mit der Umsetzung von Blockchain-Projekten“, beschreibt der Softwareentwickler treffend das derzeitige Dilemma der Szene. Dennoch ist in den kommenden Jahren vor allem in vier Wirtschaftsbereichen mit weiteren Blockchain-basierten Innovationen zu rechnen: 1. Beglaubigungen und digitale Identitäten (wie bsp. die Helix-Blockchain) 2. Finanzservices (Banking in unterentwickelten Ländern ohne Bankensystem via Smartphones) 3. Supply Chain (Track and Trace von Produkten und Arbeitsschritten, bsp. bei Diamanten oder Wein) und 4. Internet of Things (Blockchain bringt den Usern potenziell bessere Datenhoheit). Darüber wird Blockchain künftig als Middleware in vielen weiteren IT-Anwendungsfällen eine Rolle spielen (siehe folgend Microsofts Bestrebungen in diesem Bereich mit dem Projekt Bletchley).
Mit seiner langjährigen Erfahrung im IT-Bereich vermochte es Platt ebenfalls die derzeitige Aufmerksamkeit für Blockchain in Relation zu setzen: „Früher sprachen wir über zentrale Datenbanken, dann kam peer-to-peer. Danach war die Cloud das große Thema und nun eben die Blockchain“. Auch in dieser Veranstaltung wurde deutlich, dass Unternehmen – egal in welcher Branche – Blockchain nicht länger ignorieren sollten, denn es handelt sich hierbei nicht nur einfach um eine neue Technologie, sondern auch um einen gewichtigen Einflussfaktor auf künftige Geschäftsmodelle sowie die Vertrags- und Rechtswirklichkeit.
Der Vortrag von Michael Platt – u.a. mit einem Demo bzw. genauen Erklärung zur Funktionsweise von Stampery in Office365 – ist hier auf YT verfügbar. Ein Blogpost dazu findet sich hier.