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Im Maschinenraum der Digitalisierung

Wenn selbst Hamburgs Regierender Bürgermeister Olaf Scholz öffentlich verkündet, dass die Digitalisierung keine Chimäre mehr sei, dann ist das Thema wirklich in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Doch noch immer sind  die Deutschen nicht sicher, ob sie die Digitalisierung wirklich wollen (siehe Google Street View und die Diskussionen um den Datenschutz) oder diese auch wirklich bewältigen können (siehe: Industriespionage und Konkurrenten-Disruption). Oft fehlt es an Mut, Know-how oder einfach auch nur Budget, um das Megathema endlich anzupacken.

Wie schon im vorherigen Beitrag zu digitalen Geschäftsmodellen (Link) angedeutet, können Gründer und Unternehmer relativ schnell überprüfen, ob sie sich jetzt sofort oder gleich mit der Digitalisierung beschäftigen müssen. Sechs Fragen helfen bei der Orientierung:

  •  Gibt es in meiner Wertschöpfungskette/bei meinem Geschäftsmodell Partner, die bereits digitalisiert haben bzw. Pläne zur Digitalisierung haben? – Digitalisieren du musst
  •  Gibt es Berührungspunkte zu Digitalisierungstreibern aus den Bereichen Finanzen, Automotive und öffentliche Hand? – Beobachten, Lernen, Zusammenarbeiten
  • Besteht die Gefahr, dass mir durch neue Konkurrenten oder Plattformen meine direkten Kundenbeziehungen abhandenkommen? – Allianzen formen
  • Welche meiner Mitbewerber stehen vor ähnlichen Herausforderungen? – Synergien erkunden
  •  Können wir innerhalb der Branche/ Region gemeinsam Antworten auf die Herausforderungen finden? – Austausch auf Augenhöhe 
  •  Wissen Führung und Mitarbeiter, was eine digitale Plattform ist und wie Plattform-Ökonomien aufgebaut sind? – Zukunft sichern 

Nicht immer können Entscheider diese Fragen sofort und vollumfänglich beantworten. Oftmals hilft ein Blick von außen (bsp. vom Medienlotsen), um den Wald vor lauter Bäumen zu erkennen oder um die Unruhe ein wenig einzudämmen. Klar ist: Masterpläne sind nicht die richtige Antwort auf die Digitalisierung, denn niemand weiß genau, wie diese verlaufen wird. „Wir als Gesellschaft müssen agiler auf die künftigen Herausforderungen agieren“, sagte deshalb auch Prof. Henning Vöpel (Direktor Hamburgisches WeltWirtschafts Institut – HWWI) beim Kick-Off des Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Hamburg in der vergangenen Woche.

Die globale Konkurrenz ist auf der Suche nach Antworten schon ein gehöriges Stück weiter, aber Digitalisierung darf nicht zum Selbstzweck oder Insellösung verkommen. Was bringt die schönste digitale Lösung, wenn niemand in meiner Supply Chain mitmacht oder es keine Auswirkungen auf das Geschäftsmodell hat? Insofern können die vom Mittelstand 4.0-Kompetenzzentrum Hamburg ausgewählten Themen wie etwa die digitale Zeiterfassung oder IT-Sicherheit nur ein allererster Anfang sein. Denn, mehr als sechs von zehn Geschäftsführern und Vorständen (62 Prozent) geben in einer Bitkom-Studie an, dass sie noch nie von den Begriffen Plattform-Ökonomie, Plattform-Märkte oder digitale Plattformen gehört haben.

Ein Blick auf Plattformen wie Google, Amazon, My Hammer sowie Lieferando und Co. zeigt, dass Eile geboten ist. Neue Wettbewerber drängen auf den Markt und gestalten Kundenbeziehungen und Transaktionen zu ihren Gunsten um. Darauf müssen Industrie und Mittelstand hierzulande schnell reagieren, wenn die Wettbewerbsfähigkeit erhalten bleiben soll. Startups allein werden die Herausforderungen nicht lösen, können jedoch genau der gewinnbringende Treiber sein, um Märkte, Konzerne und Regulatoren noch rechtzeitig aufzuwecken. In Hamburg wurde das erkannt und die schwerfälligen Branchen-Cluster, in denen das “alte” Geld sitzt, wollen jetzt – immerhin auf Zeit – ein paar der jüngeren Unternehmen zu sich einladen.

Die oben angerissen Thesen zur Digitalisierung vertieft „Der Medienlotse“ im Rahmen eines dreistündigen Workshops am 5.4.17 ab 18.30 Uhr innerhalb der Betahaus Academy in Hamburg. Mehr zum Angebot hier.

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