Der oftmals so graue November ist reich an Tagen, die für eine bedrückte innere Einkehr sorgen. Vor ziemlich genau fünf Jahren wurde dieser Monat für eine Frau, eine Familie, viele Freunde und noch mehr Fans zu einem echten Schrecken: Robert Enke nahm sich – an Depressionen erkrankt – am 10. November 2009 das Leben. Heute, fünf Jahre später, sind Twitter und die Sportseiten voll mit Erinnerungen an den Torwart von Hannover 96. Oftmals schwingt in den Artikeln die Frage mit, ob sich der Sport verändert habe. Teresa Enke, die mit einer Stiftung und einer Ausstellung im Landesmuseum der niedersächsischen Metropole für die nötige Erinnerungskultur sorgt, bejaht das ausdrücklich.
Doch für uns als Fans und Medienkonsumenten ist einfach, mit dem Finger auf andere zu zeigen: Hat nicht der damalige DFB-Chef Theo Zwanziger eine vielbeachtete emotionale Rede gehalten und sich weniger Jahre später in einer Schlammschlacht mit Funktionärskollegen begeben? Und werden nicht auch in Hannover immer noch Spieler nach schlechten Leistungen ausgebuht oder – noch schlimmer – wie nach dem verlorenen Derby bepöbelt? Ich glaube, eine bessere oder veränderte Gesellschaft, in der Depressive nicht mehr als schwach und leistungsgemindert gelten, muss bei jedem Einzelnen anfangen.
Ich habe mich gerade heute gefragt, was sich eigentlich bei mir nach dem Tod von Robert Enke verändert hat. Was ich damals nicht für möglich gehalten habe: Auch ich erlebte in der Folge mehrere Tage am Stück, an denen ich gar nicht aufstehen wollte und nur noch schwarzsah. Zum Glück ging das schnell wieder vorüber; auch, weil ich mittlerweile als Selbständiger mein berufliches Glück gefunden habe. Seitdem lebe ich wahlweise nach dem Grundsatz „Happiness = Expectations – Reality“ oder versuche, jedem Tag etwas Positives abzugewinnen.
Gleichzeitig versuche ich, anderen Menschen gegenüber freundlicher zu sein. Auch wenn die Bahn nun wirklich häufig verspätet ist – die BegleiterInnen können dafür relativ wenig. Zugegeben, dass Niedersachsenstadion nach dem 0:3 gegen Gladbach ohne ein paar kritische Worte zu verlassen, fiel mir schon deutlich schwerer – anders als früher hört das jedoch kaum noch jemand. Was mir noch gar nicht gelingt – wenn ich nach einem anstrengenden Arbeitstag verbal mal so richtig durchlade und alles und jeden kritisiere. Das streßt nicht nur mich, sonder auch andere. Deshalb will ich versuchen, in Zukunft noch mehr auf meine Worte zu achten. Ihr solltet das auch tun, um Robert zu #gedENKEn.
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