Zu einer meiner frühesten Niederlagen zählt eine Begebenheit aus dem Jahre 1986. In den Pfingstferien schien ausnahmsweise mal die Sonne und ich fläzte mich genüsslich mit dem kicker-Sonderheft zur WM in Mexiko auf der elterlichen Terrasse. Gleich daneben lag ein Sammelalbum aus dem Hause Panini – die Sammelwut hatte mich gepackt. Fast jede Pause wurde auf dem Schulhof genutzt, um Bilder zu tauschen – und gleich nach der Schule ging es zum Zeitschriftenladen, um neue Tütchen zu kaufen. Doch trotz aller Tauscherei und Nachbestellerei – am Ende fehlte mir ein Wappen: Das vom Gastgeber Mexiko.
Seit knapp zwei Wochen ist das 11 Freunde Magazin mit einem eigenen Album (Fußballklassiker) am Start und hat sich dafür mit den Experte von juststickit zusammengetan, die bereits mehrere Alben in deutschen Städten und Regionen umgesetzt haben. Beim Treffen des #tkhh erhielt ich von Oliver Wurm ein kleines Starterset mit Album und vielen, vielen Tütchen – und seitdem bin ich wieder am Sammeln und Kleben. Wer mit dem Kauf noch zögert oder nicht weiß, ob das Sammelalbum wirklich etwas für ihn/sie/Kinder/Enkel ist, dem sei meine nun folgende Besprechung ans Herz gelegt:
Das Heft
Der Einband ist gleichzeitig fest und dennoch flexible, aber nie zu labbrig. Knapp 270 Bilder müssen gesammelt werden. In meiner Ausgabe waren gleich sechs Bilder zum Start eingeheftet (Inhalt einer normalen Sammeltüte). Man merkt gleich, dass hier echte Fußballfans am Werk waren. Die 11 Freunde-Redaktion hat für die Auswahl der Bilder gesorgt und auch bei den kurzen Texten und Bildunterschriften ist die 11 Freunde-Kultur spürbar.
Die Bilder
Wie auch oftmals im Heft, wird der Fokus auf unbekannte Motive bzw. völlig neue Blickwinkel gelegt. Natürlich gibt es auch immer wieder Altbekanntes, wie etwa Klaus Fischers Fallrückzieher im EM-Halbfinale 1984 gegen Frankreich. Ein besonderer Clou: Während 1986 bei mir die fehlenden Bilder weiß blieben, gibt es hier eine Art Vorschau auf jedes noch zu sammelnde Bild. Das motiviert und zeigt gleichzeitig, mit welcher Hingabe das Album gestaltet wurde – denn die Kosten für die Fotorechte steigen dadurch. Zudem bietet die Redaktion zu jedem Bild auf eine Hintergrundstory auf ihrer Webseite.
Der Inhalt
Anstatt „Fußballklassiker“ hätte das Album auch „50 Jahre Bundesliga“ heißen können. Neben verdienstvollen Trainern, spielenden Brüderpaaren und kauzigen Managern gibt es auch noch jede Menge aus der Kategorie „Weißte noch“ – etwa die Mutter aller Phantomtore: Thomas Helmers „Treffer“ gegen Nürnberg aus dem Jahre 1994 oder die Wutrede von Trappatoni. Eine Gruppe fehlt jedoch fast völlig: Die Schiedsrichter. Ich bin mir sicher, auch da hätten es einige Unikate verdient, ins Heft aufgenommen zu werden – bsp. in einer eigenständigen Rubrik, wie bei Trainern und Managern.
Der Proporz
Natürlich schielt jeder Fan zunächst darauf, ob sein/ihr Klub auch gebührend vertreten ist. Bayern- und HSV-Fans kommen auf keinen Fall zu kurz. Von Hannover 96 gibt es zwei Bilder – einmal Dieter Schatzschneider im aktuellen Trikot im Rahmen der karstadt sports-Kampagne und das Trikot mit der Frucade-Werbung. Leider ist ausgerechnet die Nr. 96 im Heft für Uli Hoeness reserviert – der als echtes Kind der Liga natürlich gleich mehrfach vorkommt.
Das Fazit
„Fußballklassiker“ ist kein Nepp oder Projekt für den schnellen Euro. Hier sind echte Fußballfans am Werk, die sich wirklich Gedanken gemacht haben, ein schönes Produkt auf die Beine zu stellen. Wer 11 Freunde mag, wird auch dieses Heft lieben. Aber am meisten macht das Sammeln und Tauschen sowie Spaß mit anderen (Sammlern, Verrückten, Fans, Kindern, Enkeln, Partnern)!