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Medienlotse liest: Eduaction – Wir machen Schule

Ist es typisch Deutsch, sich nie richtig vom PISA-Schock erholt zu haben? Zwar haben sich die Ergebnisse in einigen Fächern im weltweiten Vergleich gebessert, doch noch immer scheint der große Wurf einer echten Bildungsreform nicht zu gelungen. Stattdessen regieren in Deutschland föderale Eitelkeiten, der Leistungsdruck nimmt durch G8 zu und sozial schwache Schichten haben kaum Aufstiegsmöglichkeiten.

Wie gut, dass Margret Rasfeld und Peter Spiegel in EduAction – Wir machen Schule von den lobenswerten Initiativen an der Evangelischen Schule Berlin Zentrum (ESBZ) berichten. Dort hat das neue Denken schon längst Einzug gehalten und löst schrittweise die in der Industrialisierung entwickelten Lernkonzepte ab. Dazu zählt beispielsweise das „Projekt Herausforderung“. SchülerInnen der Klassen 7/8 werden zunächst angehalten, sich in ihrem unmittelbaren Umfeld (sozial und unentgeltlich) zu engagieren.

In einer zweiten Stufe in den Jahrgängen der Klassen 9/10 werden die Schüler aufgefordert, für drei Wochen ein Projekt außerhalb der ESBZ zu organisieren oder zu finden. Damit wird nicht nur die Persönlichkeitsentwicklung der SchülerInnen gestärkt, auch die Eltern lernen loszulassen. Aber auch im Unterreicht hat die ESBZ Innovationen verankert: Zu Beginn eines jeden Morgens können die Schüler im „Lernbüro“ auswählen, welchen Stoff sie bearbeiten möchten. Ein Lehrer/Tutor sorgt in regelmäßigen Feedbacks für Motivation und achtet darauf, dass nicht nur die Lieblingsfächer im Vordergrund stehen.

Im Land der Zertifikate und Nachweise mutet es zunächst komisch an, dass die ESBZ bis Klasse 9 auf Notengebung verzichtet. Stattdessen werden an der Schule Zertifikate für bestimmte Fertigkeiten oder besondere Leistungen (Aufsteiger des Jahres) vergeben. Damit machen sich die Verantwortlichen den Gamification-Ansatz zu Nutze und erzielen bei Vergleichstest mit notengebenden Schulen sehr gute Ergebnisse.

Fazit: Dieses Buch ist besonders wichtig, denn das neue Denken in Schulen und Behörden ist noch äußerst rar gesät. Zudem war es ein Anliegen der Autoren, durch ihren Report von der ESBZ einerseits Transparenz zu den Vorgängen innerhalb der Schule zu schaffen, andererseits auch ein Gegenpol zu den Ignoranz- und Verdummungsthesen eines Manfred Spitzer zu setzen. Der Medienlotse wäre deshalb gerne noch einmal Schüler an der ESBZ.

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