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Medienlotse liest: Start-Up Nation Israel

Es ist nicht weiter erstaunlich, dass Denker der Utopie das Ergebnis ihrer Überlegungen auf einem isolierten Stückchen Erde ansiedeln. Die eingeengte Lage Israels im Nahen Osten – umgeben von zähnefletschenden und todwünschenden Erzfeinden, schärft aufgrund der Bedrohungslage die Fantasie. Diese Situation schafft einen festen und begrenzten Rahmen, innerhalb dessen sich multiple Szenarien durchspielen lassen. Die trennende Kraft macht jeden Neuaufbruch jederzeit möglich. Diese Isolierung wirkt wie ein weißes Blatt Papier. Dan Segnor und Saul Singer beschreiben in Start-up Nation Israel, was Europa vom innovativsten Land der Welt lernen kann (und muss).

Israel findet außer an Holocaust-Gedenktagen oder bei neuen Berichten von Unruhen in den Palästinensergebieten kaum Eingang in unser kollektives Bewusstsein. Dabei hat das Land am Mittelmeer auch wirtschaftlich einiges zu bieten und kann bei Innovationen locker mit wachstumsdynamischen Märkten wie Korea, Brasilien, Indien und China. Gleich zu Beginn skizzieren die Autoren die Hartnäckigkeit von Investor Shai Agassi, der seine Top-Position bei SAP aufgab, um mit Better Place in Israel eine flächendeckende Infrastruktur für den Betrieb von Elektroautos zu etablieren.

Agassis Lebenslauf steht stellvertretend für viele Israelis: Nach dem dreijährigen Militärdienst verlassen sie zunächst ihr Land, um der Enge ihres umkämpften Landes zumindest für kurze Zeit zu entkommen. Fast beiläufig ergeben sich dadurch Einblicke in andere Kulturen und Urbanitätstechniken, die nach der Rückkehr wiederum ins Land hineinstrahlen. Überhaupt spielt das Militär in Israel eine große Rolle. Nicht selten schließen sich Teams aus hochgeheimen Spezialeinheiten nach Ende ihrer Dienstzeit zu Start-Ups zusammen, die Kasernentechnik zivil nutzbar machen.

Fazit: Senor und Singer zeichnen ein enthusiastisches Bild der Start-up Nation Israel
und wurden nicht zu Unrecht auf der DLD Anfang des Jahres in München gefeiert. Nur der etwas unkritische Umgang mit der Rolle des Militärs mag pazifistische Leser abschrecken. Ansonsten ist das Buch eine überaus inspirierende und mutmachende Lektüre.

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