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Data Sports

Die Wintermonate sind ein Fest für die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender. Die Sportveranstaltungen der verschiedenen Weltcupverbände sind minutiös aufeinander abgestimmt und so ist es kein Problem, nach Biathlon in Oberhof, zum Langlauf in Val die Fiemme zu schalten und abschließend Skispringen in Lahti zu sehen. Schnell kommen an einem Wintersportwochenende so knapp 15 Fernsehsport zusammen. Das ermüdet selbst hartgesottene TV- und Bewegungsjunkies. Der Medienlotse zeigt, wie mit Datenjournalismus die Übertragungen noch attraktiver werden könnten.

http://www.flickr.com/photos/leguan001/339024385/

Durch Datenjournalismus könnte Biathlon am TV noch spannender werden!

Living a digital life
Die Übertragungstechnik ist schon seit Jahren digital, jetzt werden auch die letzten Empfangsgeräte auf die neue Technik umgestellt. Doch bei den Sportsendungen tut sich außer der Einführung neuer Kameraperspektiven und noch besserer Mikrofone wenig. Und so müssen Zuschauer tagein, tagaus ertragen, dass der Moderator beim Biathlon erwähnt, wie „die Athleten jetzt über die Huber-Alm fahren“ oder „Andrea Henkel mit Tim Burke zusammen trainiert“. Noch mysteriöser wird es, wenn Magdalena Neuner zu einer ihrer fulminanten Aufholjagden startet und auf 1,5km mal eben 20 Sekunden auf die Spitze aufholt. Der Laie am Schirm staunt, der Reporter auch.

Dabei wäre es leicht, die Athleten mit zusätzlicher Technik auszustatten. Schon jetzt tragen alle einen Transponder, der die Zeitmessung auslöst. Wäre es nicht denkbar, die Fraunhofer-RFID-Technik beim Wintersport einzusetzen? Dann wüssten die TV-Zuschauer endlich, wie hoch die Durchschnittsgeschwindigkeit der Sportler auf der Strecke ist und könnten sehen, wie sich Herzschlag und Atmung beim Stehendschießen verändern. Die TV-Anstalten werden hier in Zukunft noch viel Arbeit vor sich haben, denn immer mehr Zuschauer nutzen mit ihren Smartphones Apps wie Runtastic oder Jawbone. Da will niemand mehr Übertragungen sehen, die noch auf dem Stand von Thomas Gottschalks erster „Wetten, dass…?“ Sendung sind.

Doing digital business
Aber vielleicht ist der Veränderungsdruck beim populären Biathlonsport auch noch nicht so groß wie beispielsweise beim Eisschnelllauf oder der Nordischen Kombination. Vorreiter in der Digitalisierung ist wieder einmal die Fußballbundesliga. Dem geneigten Fußballfan wird es vielleicht schon aufgefallen sein: Seit dieser Saison gibt es zur Freude von Journalisten eine Flut von neuen Daten über die knapp 500 Erstligaprofis. So wissen Fans ganz genau, welche Kilometeranzahl das eigene Team beim Heimsieg gelaufen ist, wieviele Sprints vollzogen wurden und welcher Spieler die höchste Durchschnittsgeschwindigkeit erreicht hat. Dahinter steckt die Impire AG, die mit einem Trackingsystem Positions- und Aktionsdaten (Pässe, Zweikämpfe, Tore, Fouls etc.) ermittelt. Das führte vor allem zu Saisonbeginn zu Schlagzeilen wie „Lauffauler Podolski“, doch mittlerweile hat sich die erste Erregung ein wenig beruhigt und die digitalen Daten sind zum selbstverständlichen Bestandteil der Sportberichterstattung geworden. Hoffentlich bald auch im Wintersport!

Welche Innovationen sind noch denkbar? Welche Datenvisualisierungen machen bei Live-Übertragungen überhaupt Sinn? Ich freue mich auf die Diskussion. Gerne auch am 15.2 auf der Social Media Week Hamburg zu meiner Session „Sport und Social Media“!

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