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Medienlotse liest: Der Spielfaktor (Arne Gillert)

Kinder lieben es, Erwachsene machen es nur selten: Spielen. Arne Gillert plädiert in Der Spielfaktor dafür, dass nun auch endlich Firmen und Unternehmen anfangenzu spielen. Wer morgen noch erfolgreich wirtschaften will, muss schon heute immer schneller Antworten und Lösungen finden. Der Medienlotse hat sich durch die Lektüre Tipps geholt, wie das funktionieren kann.

Workplay
In unserer modernen Vorstellung haben Arbeit und Spielen wenig bis gar keine Gemeinsamkeiten. Im professionellen Kontext gilt es sogar als verpönt, wenn einfach drauflos herumprobiert und keine vorher ausgearbeitete, abgestimmte und erprobte Strategie angewendet wird. Zudem hängt dem Spielen der Makel an, zweckfrei und somit nicht wertschöpfend zu sein. Gillert versteht es gerade in den ersten Kapiteln jedoch geschickt, durch Beispiele und Studien diese Ressentiments auszuhebeln. Denn es ist unbestritten, dass Kinder in den ersten sechs Lebensjahren vor allem durch spielerische Aktivitäten ihre Motorik, Sprache und Sozialverhalten weiter entwickeln. Spielen eröffnet nämlich fortwährend neue Perspektiven – weg vom Planen, hin zum Handeln!

Spielräume
Besonders wichtig für den Erfolg von Unternehmen können somit Spielräume sein, die das Management seinen Beschäftigen einräumt. In der Praxis sind diese jedoch kaum vorhanden – Vorschriften, Abstimmungsrunden und Kontrollinstanzen sorgen für eine fortwährende Einengung. Die Hürden für das Spielen in Unternehmen sind auch deshalb so hoch, weil die potenziellen Mitspieler Kontroll- und Reputationsverluste fürchten. Gillert bietet aus seiner langjährigen Erfahrung als Unternehmensberater jedoch vor allem im zweiten Teil des Buches wertvolle Hinweise, durch welche Übungen die persönlichen und organisationalen Spielhindernisse am besten überwunden werden.

Einfach loslegen
Die Lust auf Neues erfordert oftmals viel Mut, wie das Beispiel der Niederländischen Eisenbahnen gleich zu Beginn des Buches zeigt. Das Unternehmen stand vor der schwierigen Aufgabe, binnen kürzester Zeit die Pünktlichkeit zu steigern. Doch anstatt eine Unternehmensberatung mit einer Analyse zu beauftragen und die Mitarbeiter durch neue Effizienzvorschriften einzuengen, entschied man sich für einen anderen Weg. Lokführer und Schaffner waren nach Auffassung des Managements die wichtigsten Erfolgsgaranten für eine bessere Pünktlichkeit. Schnell wurden Teams gebildet, die für eine spezielle Zugverbindung verantwortlich waren und völlig freie Hand beim Ausprobieren neuer Möglichkeiten hatten. So baute ein Team die Sitze aus um das Einsteigen zu erleichtern, andere wiederum tüftelten eine spezielle Einfahrt in den Bahnhof aus – und es klappte. Das Unternehmen hatte nicht nur in kürzester Zeit seine Pünktlichkeit gesteigert, sondern erhielt auch noch wichtige staatliche Geldzahlungen, die das weitere Überleben sicherten.

Fazit: Der Spielfaktor: Warum wir besser arbeiten, wenn wir spielen ist ein Buch an der Schnittstelle von alter und neuer Moderne. Gillert beschreibt exakt, was viele Unternehmen und auch Arbeitnehmer derzeit spüren: Arbeitsbedingungen und Anforderungen ändern sich rapide, neue Antworten wie „Workplay“ müssen gefunden werden. Dafür gibt es viele Anregungen – beispielsweise durch das gute Layout des Buches und die kurzen Kapitelzusammenfassung – und interessanterweise liegen gängige Web 2.0-Prinzipien (Kollaboration, Kohäsion, Eigendynamik, Prozessdenken) und Spielprinzipen gar nicht so weit auseinander…

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