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Aus Altem entsteht Neues

In der heutigen Erregungsgesellschaft sind es heute die London Riots, morgen der schwächelnde Euro oder die nächste Killerkrankheit, die nach unserer Aufmerksamkeit verlangen. Bei allem Hype wird aber gerne übersehen, dass bereits gravierende gesellschaftliche Wandlungen eingesetzt haben und die Trennung in Off- und Online in ein paar Jahren nur noch für Gelächter sorgen wird. Der Medienlotse erklärt, was in Zukunft nötig ist.

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Ein sonniges Gemüt inmitten urbaner Trümmer.

Wirtschaft
Auch wenn die deutschen Firmen bei der Nutzung von Social Media und in der Entwicklung von Netz-Techniken noch Nachholbedarf haben: Umfragen und Untersuchungen zeigen sehr deutlich, dass Unternehmen auf Themen wie Wissen und Kooperationen setzen, um die Umsätze auch in Zukunft zu sichern. Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Gesellschaft wird immer evidenter, dass dies nur über eine Verbindung von Off- und Online funktionieren kann. Um in der fragmentierten Gesellschaft noch Gehör zu finden, müssen Firmen aus ihren Kunden Fans machen, die als Markenbotschafter agieren und darüber hinaus im Produktzyklus beteiligt sind. Nur dann können die Firmen wertvolles Wissen überhaupt generieren, aufspüren und nutzbar machen. Zurzeit sind aber sowohl Entscheidungsprozesse als auch –strukturen noch nicht an die neue Schnelligkeit angepasst. Unternehmen werden in Zukunft dann erfolgreich sein, wenn sie sich vom rein zahlengetriebenen Wachstum und dem Shareholder-Value verabschieden und stattdessen generisch innerhalb einer Community wachsen.

Politik
Naturgemäß vollziehen sich die Entwicklungen in der Politik deutlich langsamer. Beispielsweise hatte der Deutsche Zollverein schon 1834 die wirtschaftliche Einheit aller deutschen Staaten herbeigeführt, die politische Einigung folgte jedoch erst 1870/71. So lange sollte es diesmal nicht dauern, bis maßgebliche Entscheidungsträger erkennen, dass eine Trennung von Off- und Online keinen Sinn macht. Die Parteien mühen sich leider nur zu Wahlkampfzeiten, ihre Social Media-Kompetenz aufzupolieren. Viel sinnvoller erscheint angesichts erodierende Milieus und Nachbarschaften ein flexibles Issue-Management zur Problemlösung. Immer mehr Bürgerinnen und Bürger sind es leid, durch Hinterzimmerentscheidungen mit Intransparenz konfrontiert zu werden. So wie die Wirtschaft sich gegenseitig bei der Vermarktung oder Entwicklung von Produkten unterstützt, werden sich Politikerinnen und Politiker jeweils fallbezogene Mehrheiten suchen müssen. Vermutlich werden Parteien in Zukunft nicht mehr gebraucht und Politprofis organisieren künftig Entscheidungen – eine Gefahr für die Demokratie?

Gesellschaft
Immer deutlicher wird jedoch, dass sich Probleme wie Klimawandel, Demographie und auch Stuttgart 21 nur im gesellschaftlichen Schulterschluss lösen lassen. Wenn sich Bahn-Chef Grube davor fürchtet, dass nach einem Entscheid gegen den Tiefbahnhof bald jede Bahnneubaustrecke durch Klagen unmöglich gemacht wird, ist es Aufgabe der Politik, in diesem Prozess zu vermitteln. Bürgerinnen und Bürger haben dann eben die Wahl zwischen einer ruhigen Terrasse im Grünen oder einem modernen Hochgeschwindigkeitsnetz mit zukunftsträchtigen neuen Jobs. Während vor einigen Jahren Autoritäten wie Kirche, Bürgermeister oder Schützenvereinspräsident Orientierung gaben, sind diese heute nahezu entzaubert. Irgendwo im Netz findet sich immer ein Fakt, der vermeintliche Wahrheiten zu Staub zerbröseln lässt. Deshalb muss sich die Gesellschaft ebenso wandeln wie Politik und Wirtschaft. Ein guter Start wäre dabei der Erwerb von Medienkompetenz (Wer sagt mir was aus welchem Grund? Wer steht hinter den Medienhäusern? Wo finde ich unabhängige Informationen? Wie bilde ich mir eine eigene Meinung?), auch wenn der Mensch immer nach einfachen Wahrheiten trachtet. Die wird es in Zukunft jedoch höchstens noch beim Lotto oder in der Fußballbundesliga geben…

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