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Ein Minister in Reputations(fuß)nöten

Zugegeben, Verteidigungsminister zu Guttenberg beherrscht seit mehreren Wochen die Schlagzeilen der Medien. Ob nun Kundus-Affäre, Todesfälle auf der Gorch Fock oder die Bundeswehrreform – bisher perlte am CSU-Politiker alles ab. Doch mit den Diskussionen und Plagiatsvorwürfen hat der Franke jetzt einen echten (sog.) Shitstorm losgetreten. Blogs und Presse fahnden bereits nach weiteren Textpassagen, in denen zu Guttenberg nicht akademisch korrekt zitiert haben soll. Der Medienlotse analysiert den Fall hinsichtlich der Online-Reputation des Ministers.

Fotograf: Alexander Hauk

Fotograf: Alexander Hauk

Transparenz und Offenheit in Worten vs. Taten
Als zu Guttenberg im Sog der Finanzkrise zum Shootingstar der Politik avancierte, waren es vor allem die Medien, die ihn für seine Eloquenz und manchmal auch markigen Worte lobten. Das kam beim Wahlvolk gut an – schnell wurde der Kulmbacher zum beliebtesten Politprofi des Landes. Doch schon mit seinem Wechsel vom Wirtschaft- ins Verteidigungsministerium wurden kritische Stimmen laut, die in der Kundus-Affäre oder mit Beginn der Bundeswehrreform immer präsenter wurden. Von daher kann der Zeitpunkt der Veröffentlichung der Plagiats-Vorwürfe gegen die Doktorarbeit des Ministers gerade kein Zufall sein. Doch nun holen zu Guttenberg die Geister ein, die er rief: So klar er in den Worten auch ist, seine Taten (bsp. entflog der Minister mit Aufkommen der Dissertations-Vorwürfe gen Afghanistan) und Handlungen stiften zunehmend Verwirrung.

Pandoras Büchse
Zusätzlich wird die politische Klasse – hier am Beispiel zu Guttenberg – erneut auf heftige Art und Weise mit den Realitäten der Netzwelt reagiert. Aus Berliner Sicht ist diese nur zu Wahlzeiten interessant, dann werden flugs Social-Media-Webseiten oder Twitteraccounts aus dem Boden gestampft. Jetzt rächt sich aber der laxe und unwissende Umgang mit den Netzaktivisten, die bereits ein Wiki, welches weitere Passagen aus der Doktorarbeit des Ministers kritisch diskutiert. Anders als bei vergangenen Fällen, arbeiten klassische Medien und Netz diesmal ergänzend Hand in Hand. Im besten Fall führt dies zu einer ganz neuen, revitalisierten Form der kritischen Öffentlichkeit: Vorhandene Daten werden im Zusammenspiel mit dem Internet eingehender betrachtet und auch viel tiefgründiger analysiert. Vor diesem Hintergrund sind zumindest Fragen erlaubt, warum der sonst so mediengewandte Verteidigungsminister lieber an den Hindukusch flüchtet, anstatt sich den Fragen der Öffentlichkeit zu stellen. Vielleicht, weil die Reputationsbeschädigungswelle bereits rollt und nicht mehr aufzuhalten ist?

Persönliche Anmerkungen eines Promovierten
Egal, wie viele kritische Stellen in zu Guttenbergs Dissertation noch gefunden werden – es ist einfach gegenüber allen anderen hart arbeitenden und recherchierenden Promotionsstudierenden eine Frechheit sondergleich, im ersten Absatz der Einleitung fremdes Material ohne korrekte Zitiernachweise zu verwenden und gleichzeitig ein „summa cum laude“ abzukassieren. Es drängt sich der Verdacht auf, dass Parteisoldaten mit ihren Büros und Netzwerken im Rücken Dissertationsprojekte deutlich angenehmer schultern können als Normalsterbliche. Beispielsweise soll ja auch Ministerin Köhler (CDU) bei ihrer Dissertation nicht sauber gearbeitet haben.

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  1. Pingback: Social Media und Trends « Medienlotse

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