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Chimäre Wikileaks

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In diesen Wochen und Tagen ist es kaum möglich, den Nachrichten um die „Enthüllungsplattform“ Wikileaks und ihrem Gründer, Julian Assange, aus dem Weg zu gehen. In den Kommentarspalten der Zeitungen sowie diversen Internetforen ist bereits ein Deutungskrieg im Gange der klären will, ob Wikileaks und Assange einerseits die Vorboten einer neuen Transparenz oder andererseits doch nur gemeine Hacker und Wiedergänger der ostdeutschen Staatssicherheit sind. Der Medienlotse nimmt ebenfalls Stellung.

1. Fakten, Fakten, Fakten?
Über eins kann sich Wikileaks sicherlich nicht beklagen: mangelnde Aufmerksamkeit. Seit dem Spätsommer füllt die Plattform regelmäßig die Titelseiten der Gazetten und Magazine und zwar immer dann, wenn Assange neue Enthüllungen nicht nur androhte, sondern auch veröffentlichte. Ganz persönlich habe mich die „Geheimnisse“ aus dem Irakkrieg, Afghanistan oder wie zuletzt aus dem diplomatischen Zirkel nicht vom Hocker gerissen. Wer bis dato aufmerksam das Internet nutze und ein breites Lektürestudium pflegt, dürfte vom inhaltlichen Gehalt der Enthüllungen geradezu enttäuscht sein. Zudem kommt hinzu, dass eine bloße Veröffentlichung noch nichts über die Authentizität der Quelle aussagt.

2. Pressefreiheit v Hexenjagd
Wikileaks-Gründer Assange kommt in der Öffentlichkeit jedoch weitaus schlechter weg als sein Portal. Und das liegt nicht nur an den Vergewaltigungsvorwürfen, sondern auch an seinem immer wieder offensiv zur Schau getragenen Hacker-Ethos. Die herrschenden Eliten in Politik und Wirtschaft fühlten sich dadurch zutiefst verunsichert, gleichzeitig aber auch herausgefordert. Nur so sind die absurden Behauptungen aus den USA zu verstehen, das die Publikation der Militärberichte die nationale Sicherheit gefährde oder wie die von Bundeswirtschaftsminister Brüderle aus dem IT-Gipfel in Dresden, der Wikileaks mit der ostdeutschen Staatssicherheit gleichsetzte.

3. Eine Parabel
Angenommen, ein chinesischer Dissident publiziert Interna aus dem Zirkel der Kommunistischen Partei im Internet, wird daraufhin von den Sicherheitsbehörden gejagt und verhaftet, seine Plattform abgeschaltet und dubiose Belastungszeugen präsentiert – was würde der Rest der Welt wohl davon halten? Richtig, es würde einen moralisch-verbrämten Aufschrei in den Polittalks und Kommentarspalten geben! Doch was geschieht stattdessen? Der vermeintliche Heilsbringer Cloud Computing wird durch das Verhalten Amazons desavouiert, Mastercard tritt das Recht auf Meinungsäußerung mit den Füßen und lässt rechtsextreme Gruppierungen gewähren. Entlarvend sind derzeit nicht die von Wikileaks veröffentlichten „Geheimnisse“, sondern die Reaktion der westlichen Welt darauf!

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