Nicht erst seit dem Vortrag von Peter Kruse auf der re:publica 2010 spricht die Internetwelt von den Digital Natives / Digital Residents. Zurzeit wird immer deutlicher, was diese Gruppe von der vorherigen Generation unterscheidet, welche Ansprüche sie vermutlich an künftige Arbeitgeber stellen wird und herausgefiltert, welchen Einfluss die zu ihrer Jugendzeit vorhandenen Medien auf ihre Entwicklung haben. Der Medienlotse gibt Tipps, wie Erziehungsberechtigten der Umgang mit ihren auch als Kindern bekannten Digital Natives gelingen kann. Vorsicht: Eine App ist noch lange nicht in Sicht!
1. Involvieren – Internet ist keine Zeitverschwendung
Für das Eltern-Kind-Verhältnis wäre es töricht, insbesondere in heutiger Zeit die Internetnutzung im Kinderzimmer völlig zu verbieten. Sinnvoll ist sicherlich, feste Zeiten abzusprechen, in denen der Computer für Spiele oder Surfsessions genutzt werden darf. Kinder, die aufgrund von Restriktionen keine Erfahrungen im Umgang mit sozialen Medien haben, werden später Nachteile in Kauf nehmen müssen, denn Arbeitgeber oder Peers erwarten, dass man sich mit den gängigen Netzwerken und Applikationen auskennt. Aber wie können Eltern ihren Kindern die Freiheit geben, sich im Internet auszuprobieren, ohne den Sicherheitsaspekt zu vernachlässigen? Ganz einfach, indem sie eigene Erfahrungen im Umgang mit sozialen Medien erwerben. Ein erster Schritt könnte sein, gemeinsam mit dem Nachwuchs die Accounts anzulegen und somit eine Art Expertenstatus zu erwerben. Später können dann Fragen nach dem liebsten Online-Games des Sohnes oder dem besten Video der Tochter neue Kommunikation zwischen Eltern und Kindern hervorrufen.
2. Öffentlichkeit und Privat
Die wichtigste Netzlektion für die Digital Natives ist das Wissen über den Unterschied zwischen Öffentlichkeit und Privat. Wie im realen Leben auch, gibt es im Internet die „Fremden“, die Kindern nichts Gutes wollen. Langatmige Sicherheitslektionen der Eltern können langweilig sein, aber mittlerweile helfen Disney-Videos (auf Englisch) oder Merksätze wie „Denke nach, bevor du Online handelst“ oder „Wenn du es im richtigen Leben auch nicht tun würdest, dann unterlasse es online“. Gerade Eltern jüngerer Kinder können durchatmen, denn die meisten Seiten sind noch zielgruppenspezifisch und nicht offen für alle, wie beispielsweise Twitter oder Facebook. Am gesündesten wäre es natürlich, den Computer und Online-Zugang aus dem Kinderzimmer zu verbannen.
3. Stasi 3.0 im Haus?
Eltern müssen der Versuchung widerstehen, ihre Kinder über das Internet auszuspähen. Soziale Netzwerke sind zuallererst sozial und eine Erweiterung des eigenen, sozialen Raumes. Darin haben Eltern nur bedingt etwas zu suchen und wer zu sehr presst und schnüffelt, wird zusehen müssen, wie die Kinder auf Seiten umziehen, die er nicht kennt oder zu denen nur sehr schwer Zugang zu bekommen ist. Teenager sind – was Technik angeht – immer auf dem neuesten Stand und den Eltern mindestens einen Schritt voraus. Erziehungsberechtigte müssen verstehen, dass sie dieses Rennen nicht gewinnen können. In anderen Worten: Ermahnungen oder sonstiger Eltern-Talk sollte auf der Facebook-Seite der Kinder tabu sein, meist reicht es dem Nachwuchs zu wissen, dass regelmäßig ein Auge auf den Account geworfen wird.
My Axolotl-Moment: Mashable hat eine gute Zusammenfassung über Social Media Parenting geschrieben.
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