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Der bizzare Streit um Google Street View

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Mal ganz ehrlich, wie finden Sie Google Street View? Anders als das Kartenangebot der Suchmaschine (Maps) erlaubt Street View nämlich, Gebäude und Umgebungen aus der Fahrzeugperspektive in Augenschein zu nehmen. Gerade im Nackt-Sauna-Mekka Deutschland tobt nun ein skurriler Streit um Privatsphäre, Internet und Datenschutz.

Mit Kanonen auf Spatzen
Mit Street View haben sich Politik und Datenschützer ein denkbar schlechtes Ziel ausgesucht. Google vorzuwerfen, mit seinem Dienst die Privatsphäre zu verletzen und mögliche Einbruchsserien zu begünstigen, wäre in etwa so hilfreich, wie Mercedes, Volkswagen oder Opel dafür verantwortlich zu machen, dass man als Insasse ihrer Autos auf öffentlichen Straßen in die Vorgärten anderer Leute starren kann. Und auch die Häuslebauer, die dem Vernehmen nach nun emsig gegen Street View protestieren und ihr Eigenheim auf keinen Fall im Internet sehen wollen, sollten sich einmal fragen, warum sie ihre Behausung dann nicht gleich im Wald hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen errichtet haben, wo außer den Brüdern Grimm garantiert niemand vorbeikommt.

Wahlkampfzeiten sind Schwachsinnszeiten
Vermutlich wird nach der Wahl in Nordrhein-Westfalen der Theaterdonner rapide abnehmen und auch gegenüber den oftmals allzu sendungsbewussten Datenschützern sollten die Internetkonzerne Nachsicht walten lassen. Den schließlich lenken die Herren mit dem Google- und Facebook-Bashing nur zu gerne vom eigenen Versagen ab oder sind tatsächlich noch alle mit der Trommel um den Weihnachtsbaum gelaufen, als das Datenmonster ELENA oder der Mikrozensus 2011 beschlossen wurde? Auch die Massenmedien bekleckern sich nicht gerade mit Ruhm, wenn sie – wie die FAZ – einen Twitter-User, der auf eigene Faust Häuser und Gebäude, die in Street View nicht auftauchen sollen, abfotografieren wollte, als „Googles windigen Helfer“ diffamieren. Ach ja, Herausgeber Frank Schirrmacher kommt ja mit der Datenflut im Internet nicht klar, empfiehlt aber Journalisten, Twitter und Facebook zu nutzen.

Das Internet ist ein eigener Raum
Genug der Polemik. Auf den ersten Blick mutet Street View natürlich etwas verwirrend an, denn wer hätte sich vor ein paar Jahren schon vorstellen können, dass der Großteil der westlichen Welt einmal mit wenigen Mausklicks auf den Bildschirm zu holen ist? Andererseits ist der Google-Dienst auch ein Ausdruck für das kreative Potenzial des Internets. Selten zuvor in der Geschichte der Menschheit hat ein Medium derart viele Erdenbewohner zu Produzenten und Agenten ihres eigenen Glücks gemacht. Dabei kommen mitunter auch Ideen heraus, die radikal anmuten, wenn sich beispielsweise Facebook zum kommenden Nabel des Netzes erklärt.

Zukunftsmusik – Was wäre wenn?
Wie schön wäre es eigentlich, wenn deutsche Politiker bei wichtigen Fragen über das Machbare hinaus denken und sich stattdessen nicht auf Nichtigkeiten wie Street View einschießen. Es wäre doch bei Street View viel sinnvoller gewesen, etwa auf die Unkenntlichmachung von Gesichtern, Kennzeichen, Fahrzeugen oder sonstigen Identifikationsmerkmalen, als mit Schrotflinte auf einen übergroßen Gegner zu zielen. Würde in der Ministerialverwaltung auch nur ein Funken weniger Beamtenbräsigkeit vorherrschen, könnte der Dienst sogar für touristische oder wirtschaftspolitische Zwecke genutzt werden.

Der Medienlotse begrüßt Google Street View in Deutschland, und das nicht nur, weil sein Haus bei der Ablichtung vermutlich noch im Entstehen begriffen war.

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2 Kommentare Schreibe einen Kommentar

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