Als Sportenthusiast freue ich mich jahraus, jahrein auf die sportlichen Großereignisse. Zumal ich im vergangenen Jahr die Chance hatte, die Sportstätten der diesjährigen Winterspiele bei einer Rundreise durchs wunderschöne British Columbia näher kennen zu lernen. Überschattet wurde der Beginn jedoch vom tödlichen Unfall des georgischen Rodlers Nodar Kumaritaschwili bei einer Trainingssession kurz vor der Eröffnungsfeier.
Auch wenn ich weiß, wie grausam Sport sein kann, wollte ich mir die Bilder des Crashs nicht anschauen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass schon kurz danach Szenen bei You Tube oder in anderen einschlägigen sozialen Netzwerken auftauchten. Alleine die Vorstellungen, einen Menschen bei 140 km/h an einem Stahlpfeiler zerschellen zu sehen, treibt mir immer noch kalte Schauer über den Rücken.
Mein Vorsatz hielt auch das gesamte Wochenende über, bis ich am Montag den Sportteil der Süddeutschen Zeitung – eine Publikation, die ich sehr schätze – auf einer knappen halben Seite den Horrorcrash bildlich aufbereitete. Das wäre nicht nötig gewesen, denn eine Zeichnung hätte ebenso Einblick in die tragischen Umstände gegeben. Wohlmöglich wäre die Auflage an jenem Tage aber niedriger geblieben…
Überhaupt hat die mediale Darstellung sterbender Menschen in letzter Zeit zugenommen. Natürlich kann und soll man als Westeuropäer nicht die Augen vor der Wirklichkeit in der übrigen Welt verschließen. Auch können TV oder Zeitung schwerlich ein Stopp-Signal senden oder drucken, bevor schwer verdauliche Bilder erscheinen. Zumindest bei Internet-Slideshows lassen sich jedoch kurze Warntafeln vorschalten, wie es der Boston Globe bei „The Big Picture“ vorexerzieren.
UPDATE 17:42: In der heutigen Ausgabe wies die SZ auf die internen Diskussionen vor Veröffentlichung des Bildes hin, nachdem sich mehrere schockierte Leser meldeten. Letztlich ausschlaggebend für den Abdruck soll das zweite Bild gewesen sein, welches die baulichen Veränderungen an der Unglücksstelle dokumentierte. Aus Sicht des Medienlotsen eine nur schwache Apologetik, denn dieses Ziel hätte immer noch ohne das bildliche Ausschlachten des Todezeitpunktes von Kumaritaschwilli erreicht werden können.
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