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Heiter bis wolkig

Glaubt man den Auguren, dann ist Cloud Computing nicht nur eine Zukunftsvision, sondern fast schon Realität. Dahinter verbergen sich gigantische Speicherkapazitäten, die beispielsweise Google oder Amazon schon längst aufgebaut haben, um Dateien und Anwendungen auf ihnen laufen zu lassen. Vorteil für den Privatnutzer: Seine Laptops und PC werden schlanker, schneller und kostengünstiger. Vorbei sind die Zeiten, in denen umständlich Softwareupdates, Treiber oder Programme installiert werden müssen. Das übernimmt künftig die Wolke, die zudem von überall auf der Welt und vermutlich auch bald auch mit jedem nur erdenklichen Gerät (TV, Handy, Mikrowelle, Kühlschrank) angesteuert werden kann.

Die neuen Clouds werden sich grob anhand der Linien Kulturelles, Soziales und Kommerzielles aufstellen, schreibt Charles Leadbeater in der SZ und unsere Vorstellung von Preisgestaltung auf den Kopf stellen. Künftig zahlen wir nicht mehr vorab beim Kauf einer Software, sondern immer dann, wenn wir sie benutzen. Zu den Kultur-Clouds zählt etwa das Projekt Gutenberg, welches urheberrechtsfreie Bücher digitalisiert, Wikipedia ist hingegen eine klassische Sozial-Cloud, die durch die Weisheit der vielen wächst und lebt. Google hat seinerseits bereits viele Pfeile im Köcher, die auf den Aufbau von kommerziellen Clouds zielen. Angesichts des großen Erfolges von viralen Kampagnen bei You Tube ist durchaus vorstellbar, dass das Hochladen von Videos künftig einige Cent Gebühr kosten könnte.

Als Medienlotse teile ich die enthusiastische Begrüßung von Wolken / Clouds jedoch nicht völlig. Im Zuge des nivellierten Datenschutzrechts wird immer wieder diskutiert, dass die Nutzer die Hoheit über ihre Daten zurückerlangen müssten. Das wäre in einer Cloud zunächst problematisch, denn durch das Speichern auf einem fremden Server gehören die Daten dem Anbieter. Auch komme ich nicht umhin, bei den allmächtigen Clouds, die meinem Kühlschrank sagen, dass es bei Aldi wieder Krabbensalat gibt, an einen kapitalen Crash zu denken, wie ihn Philip Kerr in „Game Over“ beschreibt, als sich ein hochtechnisiertes Gebäude gegen seine Bewohner wendet und völlig verrückt spielt. Als Historiker habe ich gerne noch irgendwo eine Kopie der letzten Urlaubsbilder rumliegen, muss aber auch weiterhin selber für die Datensicherheit Sorge tragen.

Treiber der Entwicklung werden eindeutig die kommerziellen Anbieter und Angebote sein. Schon jetzt haben sich Webhoster in diesem Gebiet nahezu perfekt aufgestellt und auch für mittelständische Firmen kann es sich durchaus rechnen, die eigene IT-Infrastruktur in eine Internet-Wolke auszulagern. Der Privatverbraucher kann sich auf jeden Fall auf innovative Preisgestaltungsmodelle freuen, die auch auf andere Lebensbereiche ausgreifen werden. Er wäre jedoch gut beraten, soziale und kulturelle Wolken zu unterstützen, damit das Netz pluralistisch und offen bleibt.

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