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Medienlotse liest: New Business Order

Eigentlich ist es für einen Freelancer wie mich in etwa so, als würde ich Eulen nach Athen tragen, wenn ich hier im Blog über „New Business Order“ spreche. Die AutorInnen Christoph Giesa und Lena Schiller Clausen haben nämlich nicht weniger als die Blaupause für deutsche Unternehmen vorgelegt, wie sie auch im digitalisierten 21. Jahrhundert erfolgreich bleiben. Trotzdem ist die Lektüre auch für Solo-Selbständige, Startups und Gründer interessant, können sie sich doch auf der richtigen Seite wähnen. 

Teil 1 von NBO widmet sich einer Bestandsaufnahme der deutschen Wirtschafts- und Unternehmenskultur, die keine Scheu vor klaren Worten und Wertungen hat. So heißt es etwa, dass das Dienstleistungszeitalter noch am Rockzipfel der Industrialisierung hänge oder die Trias von Effizienz, Prozessen und Management den Tod jeglicher Kreativität in Unternehmen herbeiführe. Aber NBOversteht sich nicht als Kassandra-Fibel, sondern zeigt im zweiten Teil Beispiele von großen und kleinen Unternehmen, die den Wandel akzeptiert haben und munter drauflos experimentieren. Die Synaxon AG setzt beispielsweise das von der Piratenpartei bekannte Tool „Liquid Feedback“ für interne Zwecke ein – als bewusste Weiterentwicklung des hauseigenen Wikis.

Giesa und Clausen wünschen sich, dass der Geist der Unangepasstheit wieder durch deutsche Unternehmen weht – und liefern dafür viele (und auch viele bekannte) inspirierende internationale Beispiele. In Teil 3 identifizieren sie zudem Entwicklungen, die für konservative Unternehmen als Brücke in die Zukunft fungieren können. Dazu zählen beispielsweise das Coworking – welches die Autoren jeweils auf der Seite des Otto Konzerns und des Betahauses Hamburg 2011 gemeinsam in einem Projekt mit dem Unternehmen realisierten – oder auch das Design Thinking. Innovationen lassen sich aber nicht einfach bestellen oder verordnen, sondern müssen von Führungskräften und Organisation gelebt werden – eine große Aufgabe, die durch NBO weniger schwammig bleibt.

Fazit: New Business Order: Wie Start-ups Wirtschaft und Gesellschaft verändernist – anders als Change-Bücher aus dem angloamerikanischen Raum – darauf fokussiert, nicht die große Besserwisser-Trommel zu schlagen, sondern gerade den skeptischen deutschen Unternehmern eine Lektüre an die Hand zu geben, mit der sie Inspiration für den (überfälligen) Wandel bekommen. Das mündet nicht in einem großen Masterplan, der 1:1 kopiert und umgesetzt werden kann, sondern in der Aufforderung, individuelle Lösungen zu finden. Zudem sind die Zusammenfassungen am Ende eines Kapitels sehr gelungen und ermöglichen auch das schnelle Lesen für gestresste ZeitgenossInnen.

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