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Goodbye, Digitalisierung?

Seit vergangener Woche mache ich mir wirklich Sorgen um den Medienstandort Hamburg. Das sah vor einem Monat aber noch ganz anders aus. Wie es dazu kam? Vor wenigen Tagen winkte der Bundesrat das umstrittene Leistungsschutzrecht durch, maßgeblich auf Betreiben der SPD-geführten Bundesländer Hamburg und Nordrhein-Westfalen. Warum der Kniefall vor dem Lobbyismus der Verlags- und Medienbranche den Elb-Standort im europäischen Vergleich bei der Digitalisierung noch weiter zurückfallen lässt, weiß der Medienlotse.

Hamburg: Nicht mehr als schöne Kulissen?

Mittlerweile ist es nur noch müßig, sich über die genauen Inhalte des nun beschlossenen Leistungsschutzrechtes Gedanken zu machen. Aufgrund der rechtlichen Grauzonen wird es wohl noch einige Zeit dauern, bis die Verlage Google und Co. wirklich zur Kasse bitten dürfen. Aber vielleicht verdient der Axel Springer Verlag bis dahin mit seiner Online-Bundesliga-Show schon genug Geld oder der Suchmaschinengigant wirft vorher alle Trittbrettfahrer wie das Hamburger Abendblatt aus dem Index.

Noch viel schädigender für den Standort Hamburg ist jedoch das Agieren des Senates um Olaf Scholz. Dabei hatte der Bürgermeister bei seinem Amtsantritt noch das Amt für Medien extra in seiner Senatskanzlei angesiedelt und zur Chefsache erklärt. Doch nun muss konstatiert werden: Von den ambitionierten Pläne ist nicht viel übriggeblieben, denn wieder einmal hat die Lobby in unserem Land dafür gesorgt, dass ihr Gesetze nahezu maßgeschneidert werden.

Was bleibt nun also noch übrig vom vormals gefeierten Medienstandort? Nicht viel. Neben dem Hafen sollen sich E-Commerce und Online-Marketing zu den neuen Cash Cows entwickeln. Weitere Innovationen im Medienbereich sind somit immer unwahrscheinlicher und große Verlage scheinen mittlerweile daraus die Konsequenzen zu ziehen: Edel geht nach Berlin, G+J verschifft seine Capital-Redaktion ebenfalls gen Osten.

Mit dem Durchdrücken des Leistungsschutzrechtes dürfte die Kreativität im Medienbereich also ersteinmal abflauen. Hier droht, was auch im DVD-Bereich schon seit 20 Jahren zu beobachten ist. Mit der Implementierung des DRM-Schutzes und der Regionalgebundenheit (DVDs aus den USA können auf europäischen Geräten zumindest nicht ohne technische Frickelei abgespielt werden) halten sich die Business.-Innovationen in diesem Bereich in ziemlich überschaubaren Grenzen. Ganz anders die Musik- und Filmwelt, die dank Apple und dem iPod sowie Netflix oder Hulu völlig neue Dynamik bekommen. Nur eben nicht in Deutschland – ist das LSR also eine beleidigte Retourkutsche?

 

 

Autor: Jan C. Rode

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